Denkfest 2025
Kulturaustausch beim Denkfest der MRN
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Austausch der regionalen Kulturszene
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Thema: Meinungsfreiheit und Ambivalenz
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vielschichtige Betrachtungen und interaktive Formate
Das diesjährige Denkfest als etablierte Austauschplattform für Kulturschaffende in der Metropolregion Rhein-Neckar fand am gestrigen 8. und heutigen 9. Oktober im alten Kaufhaus in Landau statt. Rund 170 Kulturakteure sowie Interessierte trafen sich zu einem performativen Diskurs zum Thema “Kampfzone Freiheit – Wer hat Angst vor Ambivalenz”?
Alte Ideologien im neuen Gewand, Allseitige Vorgaben und Sprachregelungen statt Debattenkultur – unsere Gegenwart steht unter Druck. Während Rechtspopulisten autoritäre Machtverschiebungen forcieren, hinterlässt auch progressive Identitätspolitik Spuren der Verhärtung. Seit einigen Jahren sind Themen wie Canceln, Ausladen, Diskursverengung kulturelle und politische Dauerthemen, die auch die Kunstfreiheit tangieren, weshalb sich das Kulturbüro der MRN dazu entschieden hat, diesen Diskurs aufzugreifen.
Das Denkfest brachte am ersten Tag Stimmen aus Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen, um diese vielschichtigen und kontroversen Themen zu diskutieren. Hochkarätige Gäste belebten die Veranstaltung von vier frei im Raum platzierten, kleinen Bühnen aus mit Impulsen und Debattenbeiträgen.
Im Gespräch mit der Direktorin des Deutsch-Amerikanischen Instituts Heidelberg, Lena Jöhnk, legte Philosophin und Autorin Susan Neiman („Links ist nicht woke“) persönlich ihre Punkte dar, warum sie die Woke-Bewegung im Kern nicht als links einstuft.
Michal Hvorecký, Schriftsteller und Kritiker des kulturpolitischen Umbaus in der Slowakei, berichtete über Einschüchterungsversuche gegen slowakische Kulturschaffende seitens der authoritären Regierung sowie hoffnungsvolle Momente der Gegenwehr.
In einem hochkarätigen Tête-à-tête präsentierten sich am Nachmittag der Politikwissenschaftler und Publizist Hamed Abdel-Samad und Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt. Im Dialog wiesen sie darauf hin, dass die Gefahr für die Meinungsfreiheit nicht aus politischen Lagern komme, sondern das Immunsystem der Freiheit und der Demokratie geschwächt sei. Das Schwinden des Vertrauens in die Institutionen sei ebenso Problem wie das schwierige Zusammenspiel aus Meinung, Wahrheit und persönlichen Realitäten.
Kettengespräche galten als zusätzlicher, wichtiger Programmpunkt am ersten Tag des Denkfestes. Teilnehmende Referierende teilten ihre Standpunkte zu Gegenwart und Zukunft unserer Freiheit; der oder die jeweils Folgende auf einer der Bühnen reagierte spontan darauf und legte wiederum seine Gedanken dazu dar.
Künstlerische Beiträge wie das Poetic Recording von Dominique Macri oder die imposanten Werke des Pianisten Chris Jarrett sowie die Integration der Teilnehmenden in kleinen Diskussionsrunden vervollständigten das Programm am ersten Tag des Denkfests 2025.
Robert Montoto, Leiter des Kulturbüros der Metropolregion Rhein-Neckar, zeigte sich zur Halbzeit der Veranstaltung nach dem ersten Tag hochzufrieden:
“Mit dem performativen Diskurs des Denkfests haben wir gezeigt, dass Freiheit und Demokratie immer auch bedeuten, Mehrdeutigkeiten, Pluralität und Spannungen produktiv neu zu verhandeln — ohne vorschnelle Urteile, sondern mit der Bereitschaft zur Verständigung”.
Im Fokus am zweiten Tag steht heute die Vorstellung des Fortschritts bei der „Digitalen Info- und Serviceplattform MRN“. Das Kulturbüro der MRN entwickelt gemeinsam mit Partnern eine Dateninfrastruktur, die beispielsweise Veranstaltungsdaten von Kulturinstitutionen aufnimmt und dann an relevante Online-Plattformen in der gesamten Region verteilt. Ein digitaler Zusammenschluss der Kulturszene der Region.
Das Denkfest ist ein zweijährlich stattfindendes Kultursymposium und zugleich zentrale Vernetzungsplattform für Kunst- und Kulturschaffende aus der Rhein-Neckar-Region. Es wird vom Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH organisiert.
Durch unterschiedliche und stets weiterentwickelte Konferenzformate - vor Ort und digital - ermöglicht das Denkfest eine produktive Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart. Themen waren bislang u.a. die Möglichkeiten der kulturellen Intervention, die digitale Revolution im Kulturbetrieb oder die gemeinsame Kulturvision für Rhein-Neckar.
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