2.7.2016
Vordenker für Social Business und Bildung: Carl-Theodor-Preis an Muhammad Yunus
Muhammad Yunus, Wegbereiter der weltweiten Social Business-Bewegung, ist erster Träger des Carl-Theodor-Preises der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Auszeichnung wurde gestern Abend im Rahmen des „EduAction“-Bildungsgipfels Rhein-Neckar in Mannheim verliehen.
Laudator Prof. Dr. Dietmar von Hoyningen-Huene würdigte Yunus als großen Vordenker in der Tradition der kurpfälzischen Kurfürsten. Wie einst Carl Theodor, der Namenspatron der Auszeichnung, setze Yunus sein Wissen ein, um die Welt zu verändern:
„Professor Yunus ist ein Pionier. Seine Idee des Sozialunternehmens ist richtungsweisend und hat weltweit viele Anhänger gefunden.“
In Yunus‘ Verständnis soll ökonomisches Handeln nicht die Gewinne einiger weniger maximieren, sondern zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen. „Richtig verstanden und umgesetzt, ist dieser Gegenentwurf zum Turbokapitalismus ein vielversprechender Ansatz, um die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern“, so Hoyningen-Huene.
Mikrofinanz-Bewegung als Bildungsmotor
Yunus, 1940 in Bangladesch geboren, gilt als Urheber der Mikrofinanz-Bewegung. Die von ihm 1983 mitbegründete „Grameen Bank“ vergibt in Bangladesch Kleinkredite ausschließlich an Menschen, die über keinerlei materielle Sicherheiten verfügen und damit im klassischen Sinne kreditunwürdig sind. Die dennoch gewährten Darlehen sollen den Menschen dabei helfen, eigene Existenzen aufzubauen und so dem Teufelskreis der Armut zu entkommen. Für diesen innovativen Ansatz erhielt Yunus im Jahr 2006 den Friedensnobelpreis.
Positiv verstärkend wirkt eine Selbstverpflichtung der vornehmlich weiblichen Kreditnehmer: Sie verpflichten sich, ihre Kinder zur Schule zu schicken, was deren Zukunftschancen um ein vielfaches erhöht. „Diese genial-einfache Bildungsidee wird in vielen Projekten der inzwischen gewachsenen Grameen-Organisation gelebt. Damit ist Muhammad Yunus nicht nur Pionier der Social Business-Bewegung, sondern auch ein herausragender Bildungs-Vordenker“, so Hoyningen-Huene.
Impulsgeber: „EduAction“-Bildungsgipfel
Erstmals vergeben wurde der Carl-Theodor-Preis im Rahmen des „Edu-Action“-Bildungsgipfels (1. bis 2. Juli 2016), der an verschiedenen Orten in der Metropolregion Rhein-Neckar stattfindet. Der Kongress unter Schirmherrschaft von Bundesministerin Johanna Wanka versteht sich als Impulsgeber und Ideenfabrik zur Bildung der Zukunft. Rund 150 namhafte Redner und Praxisexperten (u.a. Politikberaterin Gesine Schwan, Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger, Gehirnforscher Gerald Hüther) nehmen Stellung zu Themen wie lebenslanges Lernen, Digitalisierung, Fachkräftesicherung oder Vernetzung. Innovative Bildungsprojekte aus ganz Deutschland werden vorgestellt und interdisziplinär diskutiert. Der Bildungsgipfel und die Verleihung des Carl-Theodor-Preises markieren den Startpunkt für die Bestrebung, das weite Feld der Bildung künftig systematisch und gemeinschaftlich zu bestellen – auf nationaler wie regionaler Ebene. „Sowohl mit dem Bildungsgipfel als auch mit der Verleihung des Carl-Theodor-Preises an Muhammad Yunus möchten wir ein weithin sichtbares Zeichen setzen für mehr zeitgemäße Bildung, für eine lebensphasenorientierte Lernkultur sowie für mehr Vernetzung und Kooperation. Denn das Miteinander aller gesellschaftlichen Kräfte ist Voraussetzung dafür, dass wir dem Thema Bildung in seiner Vielschichtigkeit, Komplexität und Gesamtheit gerecht werden“, sagt Luka Mucic, Vorstandsvorsitzender des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar und Mitglied des Vorstands der SAP SE.
Zum Carl-Theodor-Preis
Rhein-Neckar zählt zu den dynamischsten Regionen in Deutschland und Europa. Den Grundstein hierfür legten einst die kurpfälzischen Kurfürsten, allen voran Carl Theodor (1724-1799). Der weitsichtige und weltoffene Regent formte die damalige Kurpfalz zu einem europaweit bedeutenden Ort für wissenschaftliche, kulturelle und technische Innovationen. Von diesem reichen Erbe profitiert die Metropolregion Rhein-Neckar bis heute – und hat deshalb zu Ehren ihres einstigen Wegbereiters den Carl-Theodor-Preis ins Leben gerufen.
Die Auszeichnung wird an Persönlichkeiten, Unternehmen, Vereine oder Institutionen vergeben, die sich in besonderer Weise für die Rhein-Neckar-Region engagieren. Darüber hinaus können für den Carl-Theodor-Preis Persönlichkeiten nominiert werden, die herausragende Leistungen in Bereichen erbracht haben, die charakteristisch für die Rhein-Neckar-Region sind, etwa in Forschung und Entwicklung, auf dem Gebiet der gesellschaftlichen Verantwortung, in Kultur oder Bildung. Der Preisträger muss nicht zwangsläufig aus der Rhein-Neckar-Region kommen, aber es muss einen inhaltlichen Anknüpfungspunkt zur Region beziehungsweise zu den Zielen der Regionalentwicklung geben. Der Carl-Theodor-Preis ist undotiert.